Freitag, 15. Juli 2016

15.07.2016. Der Sonne entgegen und berühmte letzte Male...

Bisherige Km: 5.349
Heutige Km: 86
Gesamt-Km: 5.435


Strecke von Muxia zurück nach Santiago de Compostela

Obwohl ich eigentlich schon an einem Endpunkt angelangt bin, gibt es nach wie vor morgendliches Packen. Ausser mir, der sich auf den Weg zurück nach Santiago macht, gibt es einige mit selbigem Ziel, die den frühen Bus gegen 6:45 Uhr erreichen wollen. Andere setzen die Reise fort, indem sie der Küste südwärts in Richtung Finisterre folgen.

Blick zurück auf Muxia im Morgengrauen
Dieses ist die zweite Möglichkeit für all die, die mit der Ankunft in Santiago noch nicht genug haben.
Ich folge der Straße aus Muxia hinaus und fange die Hügel, die ich am Tag zuvor bewältigt habe, wieder von hinten abzuspulen. So kämpfe ich mich nun von fast Meereshöhe wieder mehrmals auf über 400 Meter hinauf.


Von 0 auf über 400, und das heute nicht nur ein Mal!!!
In der Mitte der Strecke entschließe ich mich noch mal ein wenig dem eigentlichen Pilgerweg zu folgen. Dabei bin ich überrascht, wie viele Pilger (ich zähle über 100 auf nur einem Bruchstück dieser Strecke) den Weg an die Küste nehmen. Ob nun Finisterre oder Muxia, beide Orte sind mindestens 2 Tagesetappen entfernt. Aber der Anteil der spanischen Pilger ist um einiges geringer.

Ein letzter Blick zurück auf Landschaft, Straße, Seen und all das was mir bestimmt bald fehlen wird....
Schon am Morgen konnte ich spüren, dass es heute heiß wird. So kämpfe ich mich nicht nur bei höheren Temperaturen voran, sondern auch einige Kilometer mehr als auf der Hinfahrt zurück nach Santiago. Heute ist das erste Mal, dass mir beim Fahren die Sonne direkt ins Gesicht scheint. Die letzten acht Wochen ging es entweder nach Süden, nach Westen oder nach Norden. Heute geht's einfach mal eine Etappe nach Osten.
Kurz nach vier erreiche ich Santiago und bin echt froh, dass ich bereits am Morgen schon ein Bett im selben Hostel wie Vorgestern über das Internet gebucht habe.
Dieses Wochenende ist nämlich Jahrestag in Santiago und viele viele Besucher kommen deshalb zusätzlich in die Stadt. Dieses Mal wimmelt es richtig in der Herberge und alle Betten sind belegt. Sogar der Frühstücksraum ist jetzt mit Betten belegt. Zum Glück hat die Herberge einen großen Garten, wo sich jetzt das Leben abspielt.
Nach den vielen letzten Malen wie: zum letzten Mal Hügelklettern, zum letzten Mal meine Getränkevorräte auffüllen, zum letzten Mal Frühstückspause folgt in der Unterkunft zum letzten Mal etwas Wäschewaschen oder zum letzten Mal Matratze und Kopfkissen mit Einmalbettwäsche beziehen.
Für den Abend habe ich mich mit meiner "Camino-Etappenbegleiterin" Cristina verabredet. Wir wollen uns ins Gewühl von Santiagos Sträßchen und Plätzchen stürzen.
Wir fangen an der Kathedrale an und passieren die “Heilige Türe“. Diese wird eigentlich immer nur dann geöffnet, wenn der 25. Juli (Namenstag Jakobus) auf einen Sonntag fällt. Das sogenannte Heilige Jahr. Das letzte war 2010 und das nächste wäre erst 2021. Doch da der Pabst außer der Reihe dieses Jahr zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ernannt hat, ist die Kathedrale in dieser Zeit auch durch diese Türe zu betreten.
Dann besuchen wir das Grab des Apostels Jakobus und hätten gerne auch an der Heiligen Pilgermesse teilgenommen. Doch dafür sind wir leider durch die falsche Türe gekommen. Man lässt uns nicht in den anderen Kirchenbereich.
Seit den Anschlägen von Paris wurden die Sicherheitsvorkehrungen erheblich verschärft. Heute kommt kein Pilger mehr mit seinem Rucksack in die Kathedrale.
Die Spanische Post hat extra eine Aufbewahrungsstelle eingerichtet in welcher die Gepäckstücke geparkt werden können.
Dann bummeln wir durch die Sträßchen und Gäßchen. In keiner der Großstädte, durch die ich bisher gekommen bin gab es solch ein Gedrängel. Und es ist mittlerweile weit nach zehn. Aber das interessiert hier keine Familie. Ob Baby, Kleinkind oder Senior und alles dazwischen ist unterwegs.

Leckeres Essen mit Cristina: Pinchos (unterschiedliche kleinere Speisen)
Besonders lecker die kleinen gerillten Paprikas.

Nach einem leckeren Abendessen besuchen wir noch mal den großen Platz vor der Kathedrale. Dort wurde eine große Bühne aufgebaut auf der eine galicische Musikgruppe spielt. Der Platz ist voll und die Menschen sind begeistert. Einige tanzen in der lauen Nacht.

Livekonzert einer Gruppe aus Galicien mitten auf dem großen Platz, auf dem Tagsüber hunderte von glücklichen Pilgern aufschlagen...

Gegen zwölf machen wir uns auf den Weg zurück zur Herberge, da Christina Morgen früh für ihren Trip in Richtung Muxia fit sein will.

Nächtlicher Blick auf die Kathedrale

Ich bin auch geschafft und lege mich schlafen. Zumindest versuche ich es. In meinen vollbelegten 8er-Zimmer gibt es heute etliche Schnarcher.
Mir ist es heute egal, ich kann ja Morgen ausschlafen...

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