Dienstag, 31. Mai 2016

31.05.2016. Langsam wird es italienisch...

Bisherige Km: 1.162
Heutige Km: 93
Gesamt-Km: 1.265



Zum Glück habe ich ja alleine in dem Mehrbettzimmer schlafen können und konnte so entspannt ausschlafen. Nach einem soliden Frühstück rüste ich wieder mein Rad und breche auf.
Ich drehe noch eine Runde durch Meran um noch mal ein Gefühl für diese Stadt zu bekommen.

In den Erzählungen meiner Großmutter, an welche ich mich jedoch nur noch vage erinnern kann hatte Meran immer etwas besonderes. Ob es nun daran lag, dass sie dort mit meinem Großvater gewesen ist oder ob es an der damaligen Zeit lag kann ich nicht mehr sagen.
Ich selber erinnere mich jedoch an gesehene Filmausschnitte im Fernsehen in denen fröhliche Nachkriegsdeutsche zum ersten Mal wieder mit Gogomobil, Vespa oder kultigem Reisebus in den 1950er Jahren über die Alpen nach Italien zogen. Und da waren Orte wie Meran der Heimat näher als dann später Gardasee oder gar die Adria.
Heute ist es zwar bedeckt, aber Palmen vor mondänen, wenn auch etwas in die Zeit gekommenen Hotel- oder Wohnblöckchen lassen tolle Sommerzeiten, damals wie heute, erahnen. Sicherlich spielt es auch eine große Rolle, dass im nördlichen Bereich von Südtirol immer noch “deutsch“ gesprochen wird.
Charmante Meraner Villen. Man achte auf die Palmen.

Trotzdem zieht es mich weiter. Habe ich mich gestern vorwiegend von West nach Ost bewegt, so dreht sich der Verlauf der Etsch nun wieder in Richtung Süden.
Nach wie vor verläuft dort ein prima ausgebauter Radweg. Das Thema der Via Claudia Augusta ist nicht mehr aktuell zu bemerken. Ist wahrscheinlich mehr für die Fußwanderer interessant, die ihre Wanderwege eher mehr an den Flanken der Berge haben.
Der Radweg ist auf jeden Fall mächtig frequentiert. Horden von Rennradfahrern jeglichen Geschlechts und Alters überholen mich oder kommen mir entgegen. Am verbissensten jedoch blicken die älteren Herren! :-) Dieser Radweg ist eine optimale Strecke für ein gutes Trainingsprogramm.
Natürlich begegne ich auch vielen Radtouristen mit mehr Gepäck, so wie bei mir.
Voll die edle Tour. Und es geht nach Bozen und dann weiter nach Trento. Das mit den 30 kmh schaffe ich zwar nicht. Dafür aber die ganzen Rennradler. Respekt!

Landschaftlich verändert sich folgendes: Das Tal des Etsch wird zunehmend breiter. Den Vorrang beim Obstanbau übernehmen zum heutigen Ende meines Tages die Weinreben. Apfelbäume verschwinden. Trotzdem ist es unvorstellbar wie viele Apfelbäume es im Vinschgau geben muss. Dagegen sind Altes Land oder Bodensee bestimmt kleine Gärten.

Ich rausche so gut es geht dahin. Ein kräftiger Wind, der Wolken das Etschtal hinauf bläst, bremst mich am Nachmittag ganz schön aus.

Montag, 30. Mai 2016

30.05.2016. Bon Giorno Italia

Bisherige Km: 1072
Heutige Km: 90
Gesamt-Km: 1.162
Route: Nauders bis Meran

Heute Morgen komme ich richtig schwer aus dem viel zu gemütlichen Gasthofbett.
Doch daran liegt es nicht alleine. Noch immer schmerzt die Haut auf meinen sonnenverbrannten Oberarmen. Und mein Herz rasst nach wie vor, was bestimmt nicht nur an meinem Alter, sondern wohl auch an der sauerstoffärmeren Luft in dieser Höhe liegen könnte.
Nach einem stärkenden Frühstück geht es aber schon wieder besser.
Rückblick auf Nauders

Nach dem Packen und Aufbrechen schnell noch ein paar Vorräte eingekauft und ich lasse Nauders hinter mir.
Es geht weiter das Tal hinauf und nach 6 Kilometern und weiteren 70 Höhenmetern stehe ich plötzlich vor dem verlassenen Grenzübergang.
Plötzlich Italien
Holterdipolter bin ich plötzlich in Italien und passiere den Reschenpass bei 1.455 Metern.
Auf der italienischen Seite geht es dann jedoch noch weiter hinauf. Kurz vor dem Örtchen Reschen knacke ich noch die 1500-Metergrenze.
Und schon liegt er vor mir. Der Reschensee. Ein Stausee zur Energiegewinnung, welcher 1949 fertiggestellt wurde.
Reschenstausee, Wolkenverhangen
Leider fielen dem Bauprojekt auch zwei kleine Orte zum Opfer. Hiervon zeugt nur noch der aus dem See ragende Kirchturm von Alt-Graun.
Ich umfahre den Reschenstausee auf der schöneren Westseite (guter Radweg, keine Motorräder und Autos). Hier komme ich noch mal auf 1540 Meter Höhe und beginne nun die gemächliche Abfahrt auf den nächsten 80 Kilometern in Richtung Meran.
Jetzt gehts links weiter nach Meran
Bei einem kleinen Frühstücksstop werde ich von einem jungen italienische Päarchen angesprochen. Die junge Dame hat meine Jakobswegabzeichen entdeckt und möchte unbedingt ein Foto mit mir, weil sie auch schon auf dem Pilgerweg war.
Dabei entblößt sie (Nein, nicht was Ihr schon wieder denkt) ein Häuschen aus Holz, welches sie tapfer auf ihrem Gepäckträger mitschleppt.
Als ich sie frage, was es denn damit auf sich habe erklärt sie mir: Im Häuschen befördere sie Pakete mit biologisch hergestellten Nudeln aus der eigenen Firma. Diese fahre sie nun zur Präsentation im Haupsitz der Firma Naturkost Rapunzel in Legau bei Memmingen. Na vielleicht hat sie ja Glück und der Ritt über die Alpen lohnt sich für sie. Ich drücke die Daumen.
Als ich weiterfahre gerate ich plötzlich in eine der Regenwolken, die zwischen den Talwänden hängen geblieben ist und sich wohl erst mal abregnen muss um weiterzukommen.
Ich finde zwar bald eine Möglichkeit mich unterzustellen, aber ich werde heute noch mehrmals von solchen Wolken heimgesucht.
Sonst wäre das Fahren entlang der Etsch eigentlich eine tolle Sache.
Immer in Begleitung der Etsch
Ein super ausgebauter Radweg und meist entlang der Etsch oder durch die unzähligen Obstbaufelder mit Millionen von Apfelbäumen.
Apfelbäume, soweit das Auge reicht
Hier einmal im Spätsommer vorbeizukommen ist der Hit.
Auf den letzten 25 Kilometern hänge ich mich an eine bunte Ferienradlergruppe, die genau mein Tempo fährt. Diesen folge ich bis kurz vor Meran, wo diese dann galant bei einen Viersterne-Hotel einbiegen.

Da dieses nicht meine Preisklasse ist, fahre ich Richtung Meran weiter. Obwohl recht durchnässt, weil es mittlerweile aber wieder trocken ist, entscheide ich mich nach dem Campingplatz zu suchen und mein Glück dort zu probieren.
Als ich jedoch zufällig um eine Straßenecke blicke, entdecke ich ein Youth Hostel, also die Jugendherberge von Meran. Da entscheide ich mich spontan um und nehme doch lieber ein trockenes Bett in einem Dreibettzimmer.
Lecker Adendessen, Pizza und ne kühle Cola

Sonntag, 29. Mai 2016

29.05.2016 Erbarmungslose Alpen....

Bisherige Km: 996
Heutige Km: 76
Gesamt-Km: 1.072


Route: Imst bis Nauders

An diesem entspannten Sonntag starte ich bei leichtem Sonnenschein in den Tag. Mein Ziel ist heute der Ort Pfunds. Dieses wäre eine gute Ausgangslage für die Überfahrt über den Reschenpass, welche mich nun noch von Italien und der Alpenquerung trennt. Das meinte zumindest der Campingplatzbesitzer beim gestrigen Check-In.
Radlerbrücke über den Inn

Ich folge also dem Fluß Inn und richte mich hierbei nach Landeck. Das Tal des Inn´s ist ziemlich eng und so spüre ich die Wettereinflüsse im Tal recht deutlich. Regen und Sonnenschein ein stetiger Wechsel. Das heißt Jacke an, Jacke aus. Am Ende bleibt es bei Jacke an, den bis Pfunds hört es nicht mehr auf zu regnen. Als ich gegen 15:00 Uhr am dortigen Campingplatz eintreffe, entscheide ich mich gegen ein Einchecken und einem verregneten Nachmittag im Zelt.
Da kann ich auch genauso noch ein Stückchen weiter zum nächsten Campingplatz fahren. Dieser soll kurz hinter Nauders liegen, welches schon recht nahe am Reschenpass liegt. Damit könnte ich die vermuteten Strapazen bei der Reschenpassüberquerung etwas abkürzen.
Ganz klar, ich bin noch auf dem richtigen Weg.

Blöderweise ahnte ich nicht, dass es gerade die Etappe nach Nauders besonders in sich hat. Im ersten Abschnitt kämpfe ich mich noch recht entspannt über einen Radweg weiter dem Oberlauf des Inn´s. Doch plötzlich wird das Tal zu eng und der Radweg wird einfach auf die Bundesstraße verlegt.
Jetzt liefere ich mir ein Seite an Seite mit dem Autoverkehr. 
Kleiner Landeswechsel zu den Eidgenossen.
Plötzlich stehe ich sogar vor der Schweizer Grenze. Hier verläuft nämlich ein Stück der Straße.
Durch einige kleine Autotunnels geht es dann wieder bis auf ca. 750 Höhenmeter und ich gelange nach Martina. 
Hier passiere ich unbeachtet die Schweizer Grenzstation um dann gleich wieder nach Österreich hinein zu gelangen.
Und nun wird es echt hart. Auf den folgenden 6 Kilometern muss ich mich nämlich ca. 650 Höhenmeter auf einer heftigen Serpentinenstraße bis auf 1405 Meter hoch kämpfen. Jetzt verstehe ich auch, wieso mir der Campingplatzbesitzer angeraten hat nur bis Pfunds zu fahren.
Was für eine Quälerei...


Da es bis nach oben nicht aufgehört hat zu regnen und ich mittlerweile durchweicht bin und keine Lust mehr habe noch bis zum Campingplatz weiterzufahren, entscheide ich mich wieder mal zur Übernachtung in einer kleinen Pension in Nauders.

1.405 Meter, das reicht für heute. Mal sehen, wie viele Morgen noch dazukommen.


Samstag, 28. Mai 2016

28.05.2016 Jetzt wird´s ernst...

Bisherige Km: 843
Heutige Km: 60
Gesamt-Km: 996


Route:Reutte bis Imst

Nach dem leckeren gestrigen Abendessen schaffe ich es gerade noch trocken zu meinem Zelt. Knallte am Nachmittag noch die Sonne erbarmungslos, so sorgte das abendliche Gewitter für eine heftige
Abkühlung. Die ganze Nacht hindurch regnete es und heute Morgen machte ich mir schon Sorgen. Zum Glück ging die Sonne nicht nur auf, sondern konnte sich auch durch die Wolken brechen.

Gegen Acht Uhr erstrahlten die umliegenden Berge bereits in ihrem vollen Glanz.
Morgendlicher Blick aus dem Zelt

Als ich so gegen Neun Uhr dann aufbrach, war ich noch voller Euphorie und Energie. Nachdem ich jedoch feststellen durfte, welche Herausforderung der Tag mit sich bringt war es  mit beiden schnell zu Ende.
Burg Ehrenberg kurz hinter Reutte
Bei den ersten dreißig Kilometern handelte es sich nämlich um den Aufstieg zum Fernpass. Leider wurde beim Ausbau des Radweges nicht einfach ein gleichmäßiger Anstieg erreicht.
So war es auch heute wieder ein hoch und runter, sodass ich im Nachhinein den Eindruck hatte mehr geschoben als geradelt zu sein. Diese Strecke hat mich heute echt fertig gemacht.

Dass es die Österreicher den Radwanderern auf der Via besonders schwer machen wollten konnte man daran erkennen, dass erst eine Höhe von 1265 Metern überwunden werden musste, um dann am Fernpass anzukommen.
Haarschaf am Abgrund entlang, zum Glück ordentlich abgesichert...
Diesen habe ich jedoch nur kurz in Augenschein genommen und mich schnell auf die weitere Strecke gemacht. Sicherlich war das mal ein netter Anhaltepunkt. Heutzutage rauschen dort unzählige Autos und Motorräder vorbei, keiner hält mehr wirklich an, sodass die meisten Gebäude bereits nicht mehr in Benutzung sind.
Bergbahn im Sommerbetrieb
Vom Fernpass aus ging es dann wieder ca. 400 Meter bergab. Zum Glück ohne große Zwischenanstiege.

Die letzten 20 Kilometer folge ich dem Radweg, welcher Richtung Landeck verläuft. Im Städtchen Imst finde ich einen netten Campingplatz und erhole mich von den Steigungen des heutigen Tages.
Das besondere Phänomen solch einer Reise ist, dass nach einer entspannenden Dusche die Strapazen des Tages ganz schnell verblassen.



Voll verpilzte Sitzbank



Landleben am Wege


Freitag, 27. Mai 2016

27.05.2016 Wie im Bilderbuch...

Bisherige Km: 843
Heutige Km: 93
Gesamt-Km: 936
Route: Landsberg bis Reutte


Heute schaffe ich es endlich mal vor neun Uhr den Campingplatz zu verlassen und richte mich
erst mal nach den Radwegeschildern. Dadurch gelange ich wieder nahe an den Lech, welcher nach wie vor mäandrierend durch die Landschaft fließt. Alle ca. 5 Kilometer wird der Fluß durch eine Wehrstufe angestaut und produziert so Strom für die umliegenden Ortschaften.

Leider ist es mit der Wegebeschilderung etwas kompliziert, zumindest für mich. Einmal gibt es einen
Lech-Höhenweg, dieser ist mit dem Rad befahrbar, verläuft aber immer bergauf und bergab zwischen den Dörfchen. Der eigentliche Via Augusta Weg verläuft entlang des Lechs, ist aber oft nur ein Trampelpfad, da er eigentlich mehr für die Via-Wanderer gedacht ist. Auch heute komme ich mal wieder darauf und quäle mich dieses mal durch einen langen Schlampfad.
Dieser Einbruch im Fortkommen ist jedoch nur kurzfristig und bald folge ich einem gut ausgebauten Radweg über Schongau in Richtung Füssen.

Und ich muss zugeben, dass ich bei herrlichem Sonnenschein die bayerische Landschaft von Ihrer besten Seite kennenlerne. So wie man sich Bayernland vorstellt, so präsentiert es sich mir heuer.
Hügeliges Bayern mit Bergen am Horizont

Riesige Wiesen, frisch gemäht von den Bauern, kuhglockenschwingende feiste Milchkühe auf den Weiden,  kleine schnuckelige Seen, der türkisgrüne Lech und weiße kleine Kirchen in den Ferne.
Echt wie aus dem Bilderbuch.

Kurz vor Füssen gelange ich an den Foggernsee und die ersten echten österreichischen Berge erscheinen klar am Horizont. Darauf habe ich mich also eingelassen??? Naja, wir werden sehen.
Foggernsee, Berge und in der Ferne Schloß Neuschwanstein

Füssen ist heute, bestimmt durch die freien Tage um Fronleichnam so überlaufen, dass ich dort nur kurz verweile um mir in einem Sportgeschäft einen Rucksack mit Getränketank zu kaufen.
Ich will es einfach wissen, ob das Thema Trinken so einfacher zu gestalten ist.
Es werden ja noch eine ganze Menge heisse Tage kommen.

Außerdem versuche ich so, vielleicht auf meine beiden Vorradtaschen verzichten zu können.

Nachdem ich gestern Nachmittag festgestellt habe, dass der Sonnenbrand auf meinen Armen beim Tragen eines T-Shirt echt blöde aussieht, habe ich kurzerhand die Ärmel an meinem Radlershirt abgeschnitten. Damit reicht heute der Sonnenbrand bis auf die Schulter. Aber zum Glück ist dieses in zwei/drei Tagen dann hoffentlich braun. Bis dahin muss ich ebnen den Schmerz ertragen. :-))
Und es ist tatsächlich viel luftiger.

Da ich noch etwas Kondition habe entscheide ich mich, den Sprung ins Ausland zu wagen und überquere kurz hinter Füssen die Grenze nach Österreich.

Grenzwechsel ist nun unumgänglich
 Hier strample ich entspannt bis zum Städtchen Reutte, dem ersten Campingplatz auf Austriagebiet.
So siehts in Austria aus... Jede Menge Berge...

Als Belohnung für die Strapazen der letzten Tage gönne ich mir heute mal ein warmes Abendessen.
Jägerschnitzel mit Spätzle und Gemüse. Ist das nicht klassisch? Und dazu noch zwei Weizenbiere mit Limo. Eigentlich überhaupt nicht mein Ding, das mit dem Bier. Aber es soll gut bei Isotonmangel sein. Und vielleicht schlafe ich dadurch noch besser.







Donnerstag, 26. Mai 2016

26.05.2016 Auf dem Römerweg ...

Bisherige Km: 777
Heutige Km: 66
Gesamt-Km: 843
Route: Affing bis Landsberg
Kurz bevor ich gestern Abend einschlafe fängt es doch tatsächlich nochmal an
zu regnen. Zu müde um mich lange damit auseinanderzusetzen, kann es ja eh
nicht ändern, falle ich in Schlaf.
Am Morgen stelle ich jedoch nicht nur erleichtert fest, dass es nachts auch
wieder aufgehört hat, sondern die Campingplatzbesitzerin recht behalten hat.
Die meinte nämlich, dass dieser Platz bereits morgens von der Sonne bestrahlt
wird. Dieses spüre ich bereits im Zelt, sodass mich alsbald die Wärme aus dem Schlafsack treibt.
Schnell sind die Sachen gepackt. Selbst meine Radweste und Radjacke brauche
ich wohl heute nicht. Zwar ist es noch etwas kühl von der Feuchtigkeit der
Nacht, doch das ist in der schon recht kräftigen Sonne ganz angenehm.
So radle ich die ersten 10 Kilometer entspannt nach Augsburg und komme gerade recht zum heutigen Feiertagsprozedere. Überall in den Gemeinden wurden die Straßen mit Birkenzweigen geschmückt, durch welche sich später die
Fronleichnamsprozession bewegt.
Fronleichnamsprozession

Kurz vor dem Augsburger Marktplatz kommt mir auch schon der Umzug entgegen. Unterstützt durch einen Posaunenchor wird die heilige Hostie der
Kirche unter einem Baldachin durch die Straßen getragen. Dann erfolgt ein kleiner Gottesdienst unter freiem Himmel und die Kirchgänger samt schaulustiger Passanten ziehen weiter.
Open Air Gottesdienst auf dem Marktplatz in Augsburg
Ich schaue mir noch kurz das Augsburger Rathaus an, bzw. das was derzeit davon zu sehen ist. Das gesamte, doch recht große Gebäude ist komplett mit Stoff umhüllt, auf welchem wiederum die Fassade aufgedruckt ist.
Meine Freunde vor dem Augsburger Stoffrathaus
Beim Verlassenen der Stadt gönne ich mir noch schnell ein süßes Plunderstückchen, welches ich auf dem Friedhof der „Aussätzigen“ verspeise.
Friedhof der Aussätzigen
Eine der Friedhofsbesucherinnen findet das wohl etwas pietätlos, was sie mir durch ein paar abfällige Worte kundgibt. Sie scheinte es sich jedoch später noch mal besser überlegt zu haben und erklärte mir dann doch noch freundlich ohne Aufforderung, dass es dort hinten auch ein WC gäbe.
Aus Augsburg raus, versuche ich dem Lech weiter zu folgen, da dort auch der
Radweg zur Via Claudia Augusta verlaufen soll. Blöderweise verfahre ich mich jedoch derartig, dass ich zwar den Lech neben mir habe, selber aber einen derartig schlechten Trampelpfad erwische, dass mir große Wurzel und umgefallene Baumstämme den Weg versperren.
Vom Wege abgekommen, so ein Sch...

Das kostet unnötig Zeit und Kraft.

Ich schlage mich dann an der Straße weiter durch und gelange so bis nach Landsberg. Überlegungen noch weiter zu fahren verwerfe ich, und geniesse einfach mal den sonnigen Tagesrest auf dem dortigen Campingplatz.
Landsberg am Lech, mein heutiges Ziel

Mittwoch, 25. Mai 2016

25.05.2016 Neues Tourthema in Sichtweite

Bisherige Km: 671
Heutige Km: 106
Gesamt-Km: 777



Route: Mönchsroth bis Affing



Heute ist Mittwoch, der 25.05. und mein 10. Reisetag. Die Nacht in diesem netten Hotel hat gut getan. Nicht nur in einem Bett zu schlafen, sondern auch die Möglichkeit ein paar der Klamotten zu waschen und auf der Heizung zu trocknen ist nicht zu unterschätzen.
Vor dem Start noch ein gutes Frühstück und schon geht es gegen 9.00 Uhr wieder auf die Piste.
Die ersten 30 Kilometer laufen ganz gut, auch wenn es noch immer ein wenig nieselt und die Temperaturen noch nicht so angenehm sind. Aber die Wettervorrausage ist tatsächlich Regenstop und ein paar Grad mehr auf dem Thermometer. Dann bleibt mir nur zu hoffen.
Nördlingen Stadtmauer von aussen
Das erste anvisierte Ziel ist Nördlingen. Ein ebenfalls noch mit einer intakten Stadtmauer versehenes Städtchen. Vor Jahren haben Aenne und ich diese Mauer bereits einmal abgeschritten und dabei überlegt, ob es sich hier nicht auch gut leben ließe.
Nördlingen von oben...



Dass es sich tatsächlich um eine nette Stadt handelt erlebe ich, als ich beim Überfahren des gerade stattfindenden Marktes Lust auf Obst bekomme. Ich halte vor einem kleinen Obstgeschäft und suche mir ein paar Aprikosen und einen Apfel als Vitaminverzehr für heute aus. Als ich diese bezahlen möchte nimmt die Kauffrau das Geld und sieht mich an. Da es unübersehbar ist, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, fragt sie mich doch tatsächlich, ob sie m ir das Obst waschen darf. Da sieht man es mal wieder, Eben eine rechte nette schwäbische Hausfrau, die mitdenkt. Natürlich nehme ich das Angebot gerne an und kann nun unbedenklich über den Rest des Tages mein Öbstle ohne Bedenken genießen.
Nördlingen Stadtmauer von innen...
Und stellt Euch vor, wenn ich nicht gesehen habe in Nördlingen? Und ich muss es wissen, denn ich habe extra die gesamte Stadtmauer einmal von innen umfahren.
Ganz genau, nicht einen einzigen Japaner. Scheinbar hat es Nördlingen geschafft von den „To See-Listen“ Japans ignoriert zu werden. So bleibt Nördlingen solide und genügsam.
Von Nördlingen aus orientiere ich mich in Richtung Augsburg als nächstes großes Ziel. Auf dem Weg dorthin komme ich durch Donauwörth und muss zu meiner Schande erkennen, das bereits hier das Thema meines nächsten Tourabschnittes aufgegriffen wird.

Ich bin drauf, auf der Via...
Ab sofort, und nicht erst ab Landsberg am Lech befinde ich mich auf der Via Claudia Augusta.
Einem der bekannteren Wege, welche die Römer zur Überquerung der Alpen in Richtung ihrer nördlicheren Provinzen genutzt haben. Mir soll es recht sein, kann ich mich doch so schon eher mit diesem Reiseabschnitt befassen.
Da ab 16:00 Uhr sogar die Sonne durch die Wolken greift entscheide ich mich doch noch zum weiteren Fahren und schaffe es bis zu einem Campingplatz kurz vor Augsburg-
Zwischendurch habe ich natürlich noch mal meine Vorräte aufgefüllt, ist doch Morgen hier in Bayern Feiertag.
Und dann beides auf einmal... Jakobsweg und Via Claudia Augusta


Dienstag, 24. Mai 2016

... und weiter geht´s im Regen

Bisherige Km: 616
Heutige Km: 55
Gesamt-Km: 671


Route : Rothenburg ob der Tauber bis Mönchsroth

Gut ausgeschlafen erwache ich in meinem kleinen Hotelzimmerchen in Rothenburg ob der Tauber und wage einen ersten Blick aus dem Fenster. Das Kopfsteinpflaster der Straße weist nur noch wenige Spuren des nächtlichen Regens auf.
Ich werfe daher die Option noch einen Tag und eine Nacht in Rothenburg zu bleiben über Bord und packe meine Taschen um zeitig zu starten.
Kurz bevor ich dann fertig bin entdecke ich wieder größere Pfützen auf der Straße in welche es kontinuierlich tropft. Es hat also wieder angefangen zu regnen.

Da ich mich nun aber nun mal auf Aufbruch eingestellt habe sattle ich mein Rad und schiebe es in Richtung Marktplatz von Rothenburg. Leider kann ich auch dort keine Veränderung des Niederschlages erkennen, erlebe aber ein Déjà vu.
Aus einem der vielen kleinen Hotels strömen plötzlich zehn schnatternde Japanerinnen. Bestückt mit Schirmen, Fotoapparaten und natürlich ganz auf dem Stand der Zeit, Smartphones in Selfiehalterstangen. Ich folge ihnen gespannt einige Meter und beobachte sie beim Sich-Fotografieren vor einem der vielen Spiel- und Mitbringselgeschäfte.
Leider muss ich meine Beobachtungen abrupt abbrechen, da just in diesem Moment mindestens drei andere Touristenhotelchen ihre Tore geöffnet haben müssen. Den wo sonst kommen denn plötzlich weitere 100 Japaner in Regenkleidung her.
Vor lauter Japanerinnen nichts zu sehen...

Habe ich es bei meiner Tour vor vier Jahren  nur erahnt, so wird es heute zur Gewissheit. Es gibt sie tatsächlich. Diese Städtchen, welche man als asiatischer Weltreisender in seinem Fotoalbum haben muss.
Ich muss natürlich zugeben, dass Rothenburg wirklich eine herrlich hergerichtete und schön anzuschauende Stadt ist. Gerne hätte ich mich dafür unter die Japaner gemischt und mitbesichtigt.
Doch ich will weiter und im Regen macht das Umherlaufen auch nicht so viel Spaß. Ich komme bestimmt mal wieder hierher.
Es gibt noch andere tapfere Regenradler.

Den eines ist klar, auch die anderen kleinen Städtchen, auch mit netten Asiaten, durch welche ich heute gekommen bin (Feuchtwangen, Dinkelsbühl) sind bestimmt eine Reise wert.
(Ich konnte sogar noch entdecken, weshalb sich die Japaner hier so wohlfühlen. Alleine zwei Geschäfte mit japanischen Inhabern konnte ich entdecken. Natürlich mit jeder Menge Schildchen mit passenden Übersetzungen. Selbst beim Chinarestaurant gab es entsprechende Hinweisschilder im Fenster.)
Can you please take a foto from me?

Doch nun weiter. Trotz des anhaltenden Nieselregens mache ich mich auf den Weg Richtung Nördlingen. Einer weiteren Stadt mit rundum erhaltener Stadtmauer, welche begehbar ist.
Zum Glück sind die Steigungen heute moderater und so schaffe ich es bis zum ersten Zwischenhalt bis nach Feuchtwangen.
Dort gönne ich mir ganz asiatisch angehaucht ein kleines Chinamenü.
Mittags: ASIATISCH!!!

Da sich auf den nächsten 20 Kilometern der Regen noch immer nicht verabschieden will, wird Nördlingen für heute abgehakt.
Ich mache mich auf Zimmersuche, da auch heute campen nicht besonders angenehm wäre. Nachdem in Dinkelsbühl sämtliche erschwinglichen Zimmer bereits ausgebucht sind, ziehe ich weiter mit dem Plan das nächste Zimmer zu nehmen.
Das lässt zum Glück gar nicht so lange auf sich warten und so genieße ich den Rest des Tages warm und trocken.

Aber Morgen, da wird es bestimmt besser. Mit dieser Hoffnung, Euch einen schönen Abend.


Montag, 23. Mai 2016

Feuchte Sache...

Bisherige Km: 528
Heutige Km: 88
Gesamt-Km: 616

Route: Karlstadt bis Rothenburg ob der Tauber



Nach dem gestrigen heißen Sonntag fing es dann doch Abends noch mal heftig an zu gewittern. Auch heute Morgen nieselte es noch etwas, sodass ich mein Zelt feucht einpacken musste.

Nachdem ich gestern Abend wohl nicht mehr genug gegessen hatte verspürte ich doch einige konditionelle Schwächen mit Schwindel auf den ersten Kilometern. Schnell einen Powerriegel und ein Tütchen Energygel eingenommen und es ging für die ersten Kilometer. Aber zur Sicherheit gönnte ich mir dann doch einen Milchkaffee und eine Rosinenschnecke in einer kleinen Bäckerei.

Leider ist es durch den gestrigen Regen zu einem merklichen Temperaturabfall gekommen. Trotzdem empfand ich dann die ersten 30 Kilometer bis nach Würzburg als angenehmer als die gestrige Hitze.

Die Radstrecke entlang des Maines ist wunderbar ausgebaut und man passiert nette kleine Weindörfchen. Der Anbau von Wein bestimmt ab sofort die Hänge, welche den Fluß begleiten.
Wein am Main

Würzburg ohne Wein, aber mit Main.

Würzburg selber tangiere ich nur im Bereich des Maines und setze meine Tour so bis Ochsenfurt fort. Auf der Mitte der Strecke holt mich Maik ein.
Maik, ein Radwanderer aus Dresden, bin ich schon vor zwei Tagen auf dem Campingplatz in Kothen begegnet. Dann wieder gestern Abend zufällig auf dem Platz in Karlstadt.
Maik ist ebenfalls vergangenen Montag gestartet, hatte in der Zwischenzeit den Rennsteig hinter sich gebracht und versucht nun über Salzburg weiter bis nach Kroatien zu gelangen. Von dort plant er dann die Überfahrt mit dem Schiff nach Italien um später die Alpen zu überqueren.
Ähnlich wie ich es in ein paar Tagen vorhabe.

Wir fahren bis Ochsenfurt zusammen weiter und klönen ein wenig. Aus der angedachten Fortsetzung der Fahrt in Richtung Süden wird leider nichts. Da der Main bei Ochsenfurt wieder eine Wendung nach Norden macht, ist es nämlich wieder vorbei mit der gelassenen Flussbegleitung.
Nachdem die ersten heftigen Steigungen anstehen muss ich dann doch einsehen, dass Maik nicht nur jünger, fitter und trainierter ist, sondern auch weniger Gepäck und ein cooles Rad mit besserer Übersetzung hat. So bleibt uns nichts anderes übrig aus getrennt weiterzufahren. Nicht ohne vorher kurz die wichtigen Daten auszutauschen.

Gruppenbild mit Maik

Dir Maik weiterhin gute Fahrt!!!

Ich quäle mich ab dann wieder von Tal zu Tal, indem ich immer wieder die auf den Kuppen liegenden Örtchen anstrebe.
Wäre alles nicht ganz so schlimm, hätte nicht dann doch stetiger Nieselregen eingesetzt und mich für die nächsten 40 Kilometer bis nach Rothenburg ob der Tauber begleitet.
Bis hier wollte ich es dann heute doch schaffen und gönne mir noch mal ein Zimmerchen in einem kleinen Hotel.

Nach einer langen warmen Dusche genieße ich den Abend im Trockenen und hoffe auf besseres Wetter Morgen. Vielleicht ist es ja sogar möglich eine Runde durch die historische Stadt zu machen.