Sonntag, 3. Juli 2016

03.07.2016. Auf dem Camino de la Plata

Bisherige Km: 4.225
Heutige Km: 48
Gesamt-Km: 4.273

Route: Sevilla bis Castilblanco de los Arroyos
Nachdem ich gestern Abend noch meinen Blog geschrieben habe mache ich mich noch mal auf um etwas vom abendlichen Treiben in Sevilla mitzubekommen. Wie fast überall in Spanien findet vor 21 Uhr noch gar nichts statt. Also schlendere ich durch die verwinkelten Gässchen der Altstadt und folge den Grüppchen die sich irgendwohin auf den Weg machen.
Spanien ist modern, oben Fotos alter Werte wie Männlichkeit oder Stierkampf, unten Fotoausstellung der letzten Loveparade.
Eines bin ich mir da schon sicher, dass ich ohne Navi nicht zurück finden werde.
So komme ich an vielen kleine Plätze vorbei, auf denen das Leben pulsiert. Es ist mittlerweile nach 22 Uhr und auch auf den Spielplätzen tobt noch das Leben.
Bei Nachmittagstemperaturen um die 35 Grad würde ich meine Kinder auch nicht nach draussen schicken. Deshalb haben hier in Spanien viele Geschäfte und Einrichtungen zwischen 13 + 16 Uhr einfach zu und dafür spätabends wieder auf. Große Supermärkte können sich ein Schließen nicht erlauben und haben so einfach durchgehend bis 22:00 Uhr auf.
Nachdem ich ein nettes Lokal gefunden  und mir dort ein paar Tapas habe schmecken lassen fange ich gegen 23:30 Uhr an meine Pension zu suchen.
In einer der vielen Bars ist es recht laut und so erlebe ich gerade noch wie Schweini seinen Elfmeter über das Tor donnert und die Deutschen dennoch eine Runde weiterkommen.
Per Handy lasse ich mich zu meiner Unterkunft führen, nicht ohne mir vorher in einem kleinen Chinalädchen schnell noch was kühles zum Trinken und ein Eis zu genehmigen. Diese Geschäftchen haben bis Mitternacht auf und immer einen riesigen Getränkekühlschrank im Laden.
So klein und einfach mein Zimmerchen auch ist, eine Zufuhr von kalter Luft gibt es auch hier. Sonst wäre wohl an Einschlafen nicht zu denken.
Heute Morgen lasse ich es sonntäglich angehen und starte gemütlich gegen neun Uhr in den Tag. Ich fahre noch ein bisschen durch die Straßen und mache ein paar Fotos.
Ich habe mir gestern schon vorgenommen noch ein mal zu einer etwas kühleren Jahreszeit hierher zukommen und ein paar Tage zu verbringen.
Ich komme noch an der Kathedrale vorbei,
Kathedrale von Außen...
wo ich mir eine Ausstellung im Inneren ansehe und mir meinen ersten Stempel für mein Credential (Pilgerpass) abhole.
In einer Ausstellung in der Kathedrale
Ja, ab heute bin mal wieder Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela.
Nachdem ich mich mal wieder unbeschadet durch ein Gewimmel fotographierender Japaner gekämpft habe ohne einen Selfiestock ins Genick zu bekommen,
Japaner beim üblichen Fotoshooting vor der Kathedrale von Sevilla
verlasse ich langsam die Stadt und folge den ersten gelben Pfeilen. Diese haben nette Menschen (andere Pilger) überall angebracht, um Nachfolgenden das Vorwärtskommen zu erleichtern. Gerade im Gelände ein tolle Hilfe.
Jetzt weiß ich, wo es lang geht...😀
 Nach ca. 5 Kilometern schiebe ich einen kleinen Kulturaufenthalt ein und besichtige Italica.
Hauptstraße durch Italica, schön gepflastert.
Hier handelt es sich um die Ausgrabungsstätte einer riesigen römischen Siedlung.
Hausgrundriss in der Römersiedlung von Italica
Neben einigen freigelegten Gebäudegrundrissen und Straßenpflastern gibt es ein riesiges gut erhaltenes Amphitheater.
Blick ins Amphitheater von Italica
 Leider wird man wohl nie ganz erfahren wie umfangreich diese Siedlung war, aus welcher gar zwei römische Kaiser stammen, weil diese bereits von der Ortschaft Santiponce überbaut wurde.
Bis zum nächsten Ort Guillena komme ich noch gut auf einem Feldweg voran. Es ist mittlerweile Mittag und das örtliche Thermometer zeigt 33 Grad an.
Noch ist der Weg angenehm und führt mich durch Korkeichenwälder.
Leider habe ich nun das Pech, dass der nächste Ort auf einer Anhöhe liegt, welche 18 Kilometer weit weg ist und ich mich für den Pilgerweg entscheide. Der führt leider über so unwegsames Gelände und durch sandige, kiesige und total verfurchte Wasserrinnen der Regenzeit, dass ich mehr mein Rad schiebe und umherwuchte als es zu fahren.
Ich bin total alle, als ich in Castilblanco de los Arroyos ankomme. Ich entscheide mich die hiesige Pilgerherberge zu nehmen und mich auszuruhen.
Mein heutiges Zwanzigbettzimmer, zum Glück nur drei weitere Pilger.
Viel kühler ist es hier auch nicht aber eine gute Entscheidung. Die zwei netten älteren Hospitaleros (Freiwillige Herbergsbetreuer) erklären mir nämlich, dass es auf der nächsten Etappe von dreißig Kilometern nicht eine Möglichkeit gegeben hätte etwas Wasser zu bekommen, geschweige denn mehr. Und das bei nun nachmittäglichen Temperaturen von mehr als 35 Grad und weiteren Höhenmetern.
Hauptgericht war heute Reis mit Böddesalz, Nachtisch alte Bananen karamelisiert aus dem Kühlschrank hier.
Das hebe ich mir dann doch für Morgen früh auf.
 Blick von der Terrasse der Pilgerherberge auf die weissen Häuser von Castilblanco. Drum wohl auch der Name.

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