Sonntag, 10. Juli 2016

10.07.2016. Höhenrausch und Nachschlag wegen 'is nich'

Bisherige Km: 4.938
Heutige Km: 124
Gesamt-Km: 5.062
Route: Rionegro del Puente bis Verin
Da sich der einzige andere Pilger in der Herberge von heute Nacht in einem anderen Schlafsaal einquartiert hat, musste ich mir den Wecker stellen. Der holt mich dann auch zuverlässig in den neuen Tag.
Um kurz nach sechs starte ich, dieses mal zwar ohne Frühstück, aber mit ausreichend Getränken.
Heute soll es die höchsten Gipfel dieses Caminos geben. Doch bis dahin habe ich noch etwas Zeit.
Die ersten vierzig Kilometer geht es erst mal wieder geradeaus.
Morgenperspektive... Immer schnurgeradeaus.
Dabei komme ich noch nicht ins Schwitzen. Das mag sicherlich an der Höhe von 800-1000 Meter liegen, aber auch am Morgen.
Es ist sogar so frostig, dass ich mir nach fünf Kilometern sogar meine Fleecejacke anziehen muss und trotzdem weiter friere.
Da sehne ich mir doch glatt die Morgensonne herbei.
Als diese dann beständig zu wärmen beginnt kaufe ich mir in einem kleinen Lädchen ein paar Sachen zum Frühstücken. Leider kommt meine Milch noch nicht zum Einsatz, den die ist noch immer tiefgefroren. Habe sie gestern Abend mit ein paar Getränken ins Eisfach gelegt. Egal.
Dann geht es an den ersten Aufstieg zum Pass von Padornelo. Im schön gelassen immer wärmer werdenden Morgen erreiche ich den Übergang in ca. 1.350 Metern. Dieses war der erste Streich. Langsam rolle ich auf der Rückseite des Passes wieder nach unten und mache kurz mal Halt um etwas zu trinken.
Da sehe ich plötzlich einen anderen Radpilger kurz vor mir aus einem kleinen Weg kommen.
Er fragt mich, ob ich ihn denn nicht gehört hätte? Das muss ich verneinen, da ich mir zum Höhenerklimmen etwas Musik zur Unterstützung angemacht habe. Und durch die Kopfhörer hatte ich sein Rufen nicht gehört.
Nun zeigt er mir die Richtung zu etwas, dass er selber vorhin entdeckt hatte und fährt dann weiter.
Diese Entdeckung will ich mir nun auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Da hat doch jemand, ich nehme an das Örtchen in unmittelbarer Nähe, auf einer kleinen Ebene zwei kleine Schwimmbecken angelegt, die permanent mit frischem kühlen Quellwasser gespeist werden.
Also schnell alle Klamotten runter und rein ins kühle Nass. Was für eine tolle Erfrischung.

Mittagserfrischung, kühlende Bergquellbecken.
So etwas müsste es alle 10 Kilometer geben.
Erfrischt und neu motiviert geht es nun weiter. Da macht auch der nächste Pass, Puerto de A Canda, immerhin noch knapp 1.250 Meter gar nicht mehr so viel aus.
Fernblick auf Puebla de Sanabria.
Auch wenn es immer wieder hoch und runter geht, komme ich heute trotz höherer Temperaturen gut zurecht. Ich muss einfach rechtzeitig trinken.
Riesige Abraumflächen des hiesigen Tunnelbaus für die Schnellbahnstrecke nach Portugal.
Gegen 15:00 Uhr komme ich in A Gudiña an der Herberge an. Wie ich dort einem Aushang entnehme, ist die leider gerade geschlossen wegen Wasserschaden. Die Ausweichmöglichkeit ist gleich nebenan.
Diese schaue ich mir vorher an und entscheide, dass ich hier nicht bleiben möchte.
Desolate sanitäre Einrichtungen, dreckige Matratzen und Kopfkissen und schon fast überbelegt.
Das bedeutet für mich jedoch noch mal auf die Piste. Fünfunddreißig weitere Kilometer lautet also die Herausforderung, die ich annehme. Die ersten fünfundzwanzig Km strample ich mich durch herrliche Kiefernhügel mit Heidekrautflächen. Überall strahlen mir lila Teppichfetzen entgegen. Leider geht es immer wieder hoch und runter bis auf knapp 900 Meter. Dann werde ich erlöst und für meine Entscheidung belohnt.
Heidelandschaft auf meine Zusatzetappe.
Die letzten zehn Kilometer geht es bis auf 500 Meter in einem durch hinab. Ich lasse es einfach rollen und geniesse die leichte Abkühlung bei den hohen Temperaturen.
So gelange ich zur Herberge in der Stadt Vérin. Diese ist von einer anderen Kategorie. In einem alten historischen Gebäude, runderneuert und saniert, wurde eine schicke Herberge hergerichtet.
Hauptplatz in der Altstadt von Verin.
Hier bleibe ich gerne diese Nacht, auch wenn ich der einzige Pilger bis zum Abend bleibe.
Ich bin gespannt, wie ich hier schlafe...
Meine flotte Hetberge in Vérin.

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