Donnerstag, 14. Juli 2016

14.7.2016 Auf zum Sahnehäubchen...

Bisherige Km: 5.274
Heutige Km: 75
Gesamt-Km: 5.349

Strecke von Santiago bis nach Muxia.
Nach einem leckeren Abendessen mache ich noch einen kleinen Bummel durch das nächtliche Santiago. Überall ist noch Leben und es ist nachzuvollziehen, dass viele der Pilger, die gestern hier angekommen sind, heute Nacht nicht wie sonst an das frühe Aufstehenmüssen denken.
Und allen wird etwas geboten. Hier ein Opernsänger, der unter einem Torbogen sein Bestes gibt, dort eine Gruppe verkleideter Musiker, die Ihre Lieder zum besten geben und die Menschen anziehen.

Da ich jedoch heute noch eine kleine Tour vor mir habe, begebe ich mich dann doch in mein Hostel um zu schlafen. Eine ruhige Nacht wird das jedoch nicht. Immer wieder kommt einer meiner Zimmergenossen zurück und macht Lärm. Oder es poltert eine Gruppe anderer Bewohner durch das hellhörige Treppenhaus mit seinen Holzstufen.
Gegen vier Uhr macht sich dann der erste wieder auf den Weg. Ich denke jedoch, dass er nicht zu pilgern so früh aufsteht, sondern weil wahrscheinlich sein Flug früh vom Flughafen losgeht.

Ich schaffe es dann doch noch zwei Stündchen zu schlummern bevor ich aufbreche. Dieses Mal bin ich es nun leider der raschelt und vielleicht den einen oder anderen beim Weiterschlafen hindert.
Auch wenn ich meine Sachen auf den Flur schleppe um sie dann dort zu packen, ganz ohne Geräusche geht es halt nicht.

Gegen sieben Uhr verlasse ich Santiago in Richtung Westen. Ich folge der Landstraße, die mich erst mal in den nächsten ca. 20 km entfernten Ort Negreira bringt. Hier bin ich auch schon 2012 auf meinem Weg nach Finisterra hindurch gekommen. Da dieses nun doch schon etwas länger her ist, kann ich nicht sagen, ob sich viel verändert hat. Die Herberge von damals gibt es zumindest noch.
Überall in den Gärten zu finden in Galicien. Stammkraut für das hiesige Nationalgericht Sopa Galego.

Eukalyptusbaumhaine.
Dann geht es weiter Richtung Meer. Dichte Wälder begleiten mich weiterhin. Doch der Anteil an Kiefern geht immer mehr zurück. Eukalyptusbäume gewinnen immer mehr die Oberhand, je weiter ich zur Küste kommen. Diese wachsen dort nicht zufällig, sondern sind bewusst in Schonungen angepflanzt. Überall sehe ich Neuanpflanzungen. Auch komme ich immer wieder an kleinen Seen vorbei, welche die Landschaft auflockern.
Immer mal wieder ein schöner See, links mit Kiefern, rechts Eukalyptus
 Eine andere Auflockerung, die mir nicht ganz so gefällt, sind natürlich die vielen Hügel und Täler, die ich am laufenden Band durchfahren muss. Aber ohne Fleiß kein Preis sage ich mir und einfach die Zähne zusammenbeißen.

Bis auf zwei Stops (Einkaufen und das eingekaufte verfrühstücken) mache ich heute keine großen Halts.
Ca. 15 Kilometer vor der Küste drehe ich dann nach Nordwesten ab fahre nun in Richtung Muxia.
Die letzten 4 Kilometer folge ich sogar dem Pilgerweg, der natürlich wieder ganz harmlos mit einer asphaltierten Strecke anfängt und dann irgendwann in den kleinen unebenen Weg übergeht. Egal sage ich mir und schiebe eben zwischendurch mein Rad über die holprigen Stellen mit den großen Steinen.
Da es bergab geht ist das nicht ganz so schlimm.
Die letzten Meter des Fußweges vor Muxia, mal wieder recht abenteuerlich und märchenhaft.

Auf den letzten Metern eben dieser Waldstrecke öffnen sich plötzlich die Bäume und geben den Blick auf das Meer und mein Ziel mitsamt seinem kleinen Hafen frei. Jetzt sind es nur noch knapp zwei Kilometer bis nach Muxia.
Blick auf Muxia.
Ich radle durch den kleinen Fischerort und überall sehe ich Pilger. Hier fallen sie wieder auf, nachdem sie in Santiago längst zum Alltag gehören. Nachdem ich bei meiner ersten Anfrage nach einem Bett eine Absage wegen dicht erhalte wird mir auch klar, weshalb es hier so viele Herbergen gibt. Zum Glück trägt mein zweiter Versuch Früchte und ich finde ein Bett in einer recht modernen Anlage.
Das Ziel meiner heutigen Strecke.
Mal wieder ein kleiner Hafen.
Nach den üblichen Tätigkeiten, die so nach dem Erreichen einer Herberge anstehen, Auspacken, Bett mit Einmalbettwäsche beziehen, Duschen, Wäschewaschen, eine Kleinigkeit essen, ein Stündchen dösen oder Blog schreiben, schwinge ich mich heute noch mal kurz aufs Rad und fahre ein klitzekleines Stück weiter.

Ca. 1 Kilometer weiter nördlich liegt der kleine Leuchturm von Muxia sowie die Wallfahrtskirche Virgen de la Barca.
Das "Salzige Ende" meiner Reise. Blick auf den nördlichsten Punkt von Muxia mit Leuchtturm, Kirche und Denkmal.
Und hier geht es nun nicht mehr weiter. 

Ich bin nach acht Wochen angekommen an SALZIGEN ENDE meiner Reise.

Ich klettere noch etwas über die riesigen Felsen drumherum, mache Fotos, beobachte andere Pilger und setze mich eine Weile in die Kirche in den Abendgottesdienst um innezuhalten und für den guten Verlauf meiner langen Reise zu danken...
Ich bin angekommen!!!

2 Kommentare:

  1. Du hast es wieder einmal geschafft, ich bin so stolz auf Dich.
    Danke, daß ich täglich bei Dir sein durfte und Du mich gedanklich immer mitgenommen hast.
    Auf Bald, mein Pilger...

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  2. Alle Schwaben schließen sich an- eine Wahnsinnsleistung!!! Unsere Tage werden ärmer- deine Berichte werden uns fehlen - aber dafür sind wir von Herzen dankbar, daß du heil ankommen konntest - und in nicht zu ferner Zukunft den (im Vergleich) kleinen Sprung nach Süddeutschland mal wieder schaffst!
    Ganz herzlich die einstige Bolivien-Wegbegleiterin

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